Bonbon ist nicht gleich Bonbon, das ist wohl hinlänglich bekannt. Bonbon-Automat ist aber auch nicht gleich Bonbon-Automat. Zu dieser Erkenntnis gelangt man schnell, betrachtet man die ungeheure Vielfalt der Methoden, die süssen Leckereien unter das Volk zu bringen. Während Glocken geradezu puristisch zum Kauf rufen, ist das â??Hexenhäuschenâ?? im wahrsten Sinne des Wortes märchenhaft.
Das Blech-Gerät im Pfefferkuchenhaus-Look ist dem Märchen â??Hänsel und Gretelâ?? nachempfunden. Es springt schnell ins Auge und hat tatsächlich mehr als nur Ware zu bieten. Wie viele Eltern mögen von ihren märchenkundigen Kindern zu dem Automat geschleift worden sein. Manch einer mag gar keine Süssigkeit gewollt haben, zog dann aber trotzdem eine der mit Bonbons gefüllten Blechkugeln, um in den Genuss der ausgeklügelten Mechanik zu kommen. Diese tritt in Aktion, wenn ein Groschen eingeworfen und die vorderseitig angebrachte Kurbel herumgedreht wird. Dann wackelt der Hund mit dem Kopf, die Katze mit dem Schwanz und miaut. Die grausige Märchenszenerie mit der bösen Hexe, die Hänsel und Gretel im Wald gefangen hält und in den Ofen stopfen will, wird lebendig.
Die Bewegungen entstehen durch Federn im Innern des Gerätes, die durch das â??Ankurbelnâ?? in Schwingungen geraten, die Geräusche entstammen zwei Blasebälgen. Der Dresdner Hersteller Richard Reichert war zu seiner Zeit bekannt für die Schönheit seiner Automaten, und in der Tat, gerade die Detailfülle des Hexenhäuschen besticht. Der schlaue Hänsel reicht der Hexe statt seines Fingers einen Knochen, Gretel kommt gerade mit einem Korb Holz zurück. Links brennt bereits das verhängnisvolle Feuer.
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